Die Blutlinie – Cody McFadyen

Die BlutlinieDie Blutlinie war Cody McFadyens erster Roman und auch Smoky Barretts erster Fall. Als ich vor einigen Wochen Ausgelöscht las wusste ich nicht um die Reihenfolge der Bände und war etwas enttäuscht von dem Thriller. Ich hatte mir sehr viel mehr davon erhofft.
Nachdem ich Die Blutlinie beendet habe, fügt sich alles zusammen und ich bin versöhnt, denn jetzt verstehe ich die Entwicklung der Agentin und kann sie besser nachvollziehen.

Smoky Barrett, Leiterin des CASMIRC Los Angeles (Child Abduction and Serial Murder Investigative Ressources Center) steht nahe am Abgrund. Einzelne Steinchen lösen sich bereits von der Klippe des Lebens, an deren Rand sie steht, und fallen mit lautem Getöse in den gähnenden Abgrund des Todes hinunter.
Der Serienmörder Joseph Sands hat ihr alles genommen, ihren Mann Matt den er vor ihren Augen langsam und qualvoll ermordet, ihre Tochter Alexa und ihre Selbstachtung in dem er sie vergewaltigt und mit seinem Messer für immer entstellt.
Gerade als Smokys Therapie große Schritte in Richtung Genesung macht und sie das erste Mal wieder ihre Umwelt wahr zu nehmen beginnt, geschieht ein dramatisches Unglück. Ihre beste Freundin Annie King wird gefoltert, vergewaltigt und ermordet aufgefunden. An ihren Leichnahm gefesselt finden die Beamten Annies Tochter Bonnie, die traumatisiert in ein Krankenhaus eingeliefert wird und kein Wort mehr spricht.

Trotz großer Vorbehalte Ihres Chefs und dem Veto von Smokys Therapeuten übernimmt sie den Fall mit ihrem Team und beginnt zu ermitteln. Tief taucht die Agentin in die Psyche des Mörders ein und heftet sich an seine Fersen, doch er scheint ihr immer einen Schritt voraus zu sein.
Ein weiterer Mord geschieht und auch auf die Mitglieder des Teams werden Anschläge verübt. Die tote Schwester von James wird exhumiert, der Hund von Leo wird bestialisch ermordet, die Frau von Alan wird in Todesangst versetzt und Callies Tochter wird bedroht. Doch Smoky gibt nicht auf, zieht das Netz immer enger um den Serienkiller und findet schließlich das entscheidende Puzzelteil, welches auf seine Identität hinweist.

Das packende Finale hält so manche Überraschung für die Beteiligten bereit und am Ende kann der Täter gestellt werden.
Doch die Offenbarungen von ihm, die Hintergründe für seine Taten und seine Opfer, hinterlassen viel verbrannte Erde, zerbrochene Seelen und sichtbare Wunden bei allen Ermittlern.

Cody McFadyen beweist in die Blutlinie ein großes Feingefühl für die weibliche Gefühlswelt. Großartig beschreibt er die Gedanken und Gefühle von Smoky als sie von dem Tod ihrer besten Freundin Annie erfährt. Die Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit katapultiert den Leser in die Jugend von der beiden Freundinnen und man bemerkt in dieser Szene wie gefästigt die Agentin schon damals in ihrem Wesen war.
Das Buch greift die Zweifel von Smoky auf, als sie von dem Testament ihrer Freundin erfährt und das sie von nun an für Bonnie verantwortlich ist. Die Verwirrung, die Angst vor der Verantwortung und die Gedanken einer Mutter haben mich sehr berührt. Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen, so gefühlvoll wurde die zarte Bindung, die zu einem starken Band heranwächst, zwischen Smoky und Bonnie erzählt. Am besten gefiel mir das erste Gesetz einer Mutter

“Dass du mein bist und dass ich dich niemals hergeben werde. Ganz gleich, was auch geschieht, ganz gleich, wie schwer es kommen mag, ganz gleich, ob der Wind aufhört zu wehen oder die Sonne nicht mehr scheint und die Sterne erlöschen” (Seite 182)

Das Gegengewicht zu den gefühlsbetonten Szenen bilden die Momente, in denen Mord, Folter und unvorstellbare Qualen vom Autor inszeniert werden. Erschreckend klar und eindringlich beschreibt Cody McFadyen die Mordszenen, die Qualen der Opfer und die Gedanken des Täters. Die Briefe des Killers geben Aufschluss in die Gedankenwelt eines Serienmörders und lässt die Geschichte sehr real erscheinen. Dazu trägt auch der an manchen Stellen sehr detailliert beschriebene Ablauf einer Ermittlung bei, was dem Lesefluss kein bisschen schadet.
Der Kontrast zwischen Leben und Tod ist messerscharf und macht den Reiz dieses Buches aus. Während der Szenen in dem es vornehmlich um Smokys Verarbeitung ihres Traumas geht, kann der Leser selbst ein wenig Atem und Kraft für den nächsten Schlag des Mörders schöpfen.

Die Zusammensetzung des Teams um Smoky Barrett gefällt mir ebenfalls sehr gut. Da wäre der sanftmütige Riese und Verhörspezialist Alan, die fröhliche Callie, die die Spuren an den Tatorten sichert, Leo der Frischling, der das Team mit seinem Computerwissen unterstützt und nach anfänglichen Schwierigkeiten dazu gehört! Und schließlich James, verschlossen und unnahbar. Ein arroganter Idiot denkt man zunächst, doch als das Schicksal seiner Familie offengelegt wird, empfindet man zumindest teilweise Verständnis für seine Art. Er und Smoky sind diejenigen, die sich in die Psyche des Täters hineinversetzen können, den Tathergang sehr genau am Tatort des Verbrechens rekonstruieren und somit die Spur zum Killer verfolgen können. Die Vorgehensweise der beiden wird mit einer Metapher sehr treffend beschrieben

“Der schwarze Zug ist anders. Er fährt auf Gleisen, die aus zerbrechlichen, emfpindlichen Dingen gemacht sind. Es ist der Zug, auf dem Typen wie Jack Junior fahren. Ein Zug voller Mord und Sex und Schreie…..” (Seite 135)
“……Wenn man auf den schwarzen Zug aufspringt und sich durch die Leichenwagen nach vorn arbeitet, trifft man schließlich auf den Zugführer. Er ist das Monster, das man jagt, und er taucht in vielerlei Gestalt auf.” (Seite 136)

Etwas was mir gar nicht im Buch gefiel war die zu plötzliche Entwicklung einer Beziehung zwischen Smoky und Tommy Aguilera, ein ehemaliger Mitarbeiter vom Secret Service, den sie anheuert um sich vor Übergriffen des Serienmörders zu schützen. Wie aus dem Nichts nähern sich die beiden an und schlafen miteinander. Hier hätte Cody McFadyen meiner Meinung nach noch mehr das Potential ausschöpfen können.
Das Ende war einfach nur Genial durchdacht und hervorragend ausgearbeitet. Langsam steigert sich das Buch zum Höhepunkt und nimmt den Leser an die Hand und steckt mit ihm gemeinsam die einzelnen Puzzelteile zu einem Gesamtbild zusammen, das den Täter entlarvt. Meine ersten Verdacht ließ ich recht schnell fallen, vertraute nicht mehr meinem Instinkt obwohl dieser richtig war, was mir echte Bewunderung für Cody McFadyn abverlangt.
Deshalb vergebe ich 5 Sonnenuntergänge für ein fesselndes, spannendes Buch, das für jeden Freund des Thrillcrimes ein wahres Lesevergnügen sein wird.

Die Blutlinie (Originaltitel: Shadow man)
Seitenzahl: 417
Bastei Lübbe
ISBN-10: 3404158539
ISBN-13: 978-3404158539
Preis: 8,99 €

Meine Bewertung:
Bewertung5

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Quelle des Bildes: Alexa Gr.

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2 Antworten zu Die Blutlinie – Cody McFadyen

  1. Maren sagt:

    Schöner Blog!:) bin gleich mal Leserin geworden:*

    Liebe Grüße
    Maren

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