Dudleys Diaries Kapitel 5 – Neue Wege

Dudleys Diaries

Es war vollbracht! Noch immer unfassbar für mich, doch das Zeugnis in meiner Hand zeigte:  Ich hatte mein Abitur geschafft! Stolz sah ich auf die Mappe hinab, die mir die Direktorin von Smeltings feierlich überreichte. 
Meine Eltern strahlten und sahen gleichzeitig verwirrt aus. Ich glaube sie waren in diesem Augenblick sehr stolz auf mich. Harry saß mit abwesender Miene daneben, ich konnte es ihm nicht übelnehmen.
Wie alle anderen warf ich nach dem Ende der Verteilung der Diplome den Doktorhut in die Luft und fing ihn auf. In diesem einen Moment war ich glücklich und schmiedete hochfliegende Pläne. Ich würde auf die Universität gehen und Maschinenbau studieren, später als Ingenieur arbeiten und die Welt bereisen.
Dann fiel mir wieder ein, dass meine Eltern und ich in naher Zukunft vor einem bösartigen und mächtigen schwarzen Magier fliehen mussten und mein Traum zerplatzte wie eine Seifenblase.
Die nächsten Wochen waren nervenaufreibend. Mein Dad entschied sich jeden Tag anders. Fliehen, dableiben, fliehen, doch dableiben. Eine Endlosschleife! Bis Harry Klartext sprach und das erste Mal seine Eltern erwähnte. Ihnen musste schreckliches passiert sein und ich stellte mich an diesem Tag offen auf Harrys Seite. Das gab den Ausschlag. Meine Eltern machten sich an die Vorbereitung unseres Umzuges. Wir lernten die beiden Magier kennen, die uns zu unserem Unterschlupf begleiten sollten. Eine Hexe mit Namen Hestia Jones und einen recht alten Zauberer mit dem komischen Namen Dädalus Diggel. Ich mochte die beiden, besonders Dädalus, er war voll Heldenverehrung für Harry, was ich sehr komisch fand. Meine Eltern behandelten die beiden von oben herab, was mir sehr missfiel. Ich traute mich jedoch nicht, gegenüber meinem Vater das Wort zu erheben.

Der Augenblick des Abschieds war schließlich gekommen und alles in mir sträubte sich, Harry in dem mittlerweile leergeräumten Haus allein zu lassen. Ich war nicht gut mit Worten und so kamen meine Versuche ihn zu überreden mit uns zu kommen sehr plump rüber. Immerhin schaffte ich es mich mit einem männlichen Händedruck von meinem Cousin zu verabschieden und drehte mich herum, um in das Auto zu steigen, in denen eine empörte Hestia saß. Mein Dad hatte es wieder einmal geschafft und die Hexe verärgert. Ich quetschte mich neben Dädalus Diggel, auf dessen andere Seite meine Mutter saß. Ihre Lippen hielt sie fest zusammengepresst, auch ihre Hände waren ineinander verschlungen, doch ich sah das Zittern trotzdem. Ich fragte mich, ob sie Angst um Harry hatte oder sich einfach nur Unwohl fühlte, weil ein Zauberer neben ihr saß.  Mein Dad fuhr den Ligusterweg entlang und ich warf einen Blick zurück auf Nummer 4 und fragte mich, ob ich das Haus jemals wieder sehen würde. Schon bogen wir um die Ecke und Dad begann wieder einmal auf den Zauberern herumzuhacken. Alle Anspannung entlud sich bei mir in diesem Moment. “Dad, halte dich zurück. Diese Leute HELFEN uns, und das obwohl du dich so abscheulich benimmst. Wir helfen Harry nur, wenn wir uns an die Regeln halten und genau das werden wir tun!” Meinen Eltern klappte der Mund weit auf und endlich herrschte Ruhe. Hestia Jones drehte sich auf ihrem Sitzplatz kurz nach hinten und nickte mir anerkennend und überrascht zu.
Der Rest der Fahrt verlief schweigend. Es dauerte nicht lange, bis wir zu unserem mit Magie geschützten Haus ankamen. Clever war es schon uns unweit von unserem Haus zu verstecken. Ich sah das kleine Haus erst, als mich Dädalus am Arm packte. “Komm, Junge!” Quiekte er und zog mich durch ein niedriges Tor in einen traumhaft angelegten Vorgarten. Ich hätte schwören können, das vor einer Sekunde hier nur ein normales Vorstadthaus stand. “Wow. Wie macht ihr das nur?” staunte ich und sah mich mit großen Augen um. Dädalus lachte gackernd. “Magie mein Junge, reine Magie!” Er schlug mir mit erstaunlicher Kraft auf die Schulter und zog mich zur Haustür. Meine Mum schien ganz hingerissen von dem kleinen, sauberen Cottage und selbst mein Dad fand ausnahmsweise einmal nichts zu meckern. Hestia bereitete uns mit einem eleganten Schlenker ihres Zauberstabs ein wahres Festmahl zu. Meine Mum beobachtete die Hexe neidisch und innerlich seufzte ich. Ich wusste nicht genau, was sich damals zwischen meiner Tante und meiner Mutter zugetragen hatte. Was ich jedoch wusste, dass meine Mum darüber verbittert war. Nach dem Abendessen schlenderte ich hinaus in den Garten, indem es so üppig blühte und summte wie im Vorgarten des Hauses. Eine Bank lud zum verweilen ein und genau das tat ich. Langsam fiel die Anspannung von mir ab und ich konnte nur hoffen, dass Voldemort uns hier nicht finden würde.
Hestia setzte sich neben mich und ich warf ihr einen Blick zu. Sie hielt die Augen geschlossen und sah unglaublich erschöpft aus. “Gibt es etwas neues von Harry?” murmelte ich. Sie schüttelte nur den Kopf und schwieg. Ich tat es ihr nach, doch meine Neugier siegte schließlich. Wie ist es möglich, dass uns hier niemand finden wird? Selbst Harry nicht?” “Zauberei” lächelte die Hexe. “Ach komm schon, Dädalus sagte auch schon so etwas. Mehr Informationen wären schon nicht schlecht!” drängte ich. “Nun gut, ich versuche es so zu erklären, dass du es verstehst. Es liegt am Fidiliuszauber. Deshalb kann uns hier keiner aufspüren. Das Gebäude hier liegt in der Seele von Dädalus und mir. Nur wir konnten euch hier an diesen Ort bringen. Keiner sonst weiß von dem Ort. Nicht einmal meine Tochter Megan kann mich hier finden.” Hestia schwieg und ich auch. Ich versuchte das Vorgehen zu verstehen und glaubte dies getan zu haben. Beim besten Willen konnte ich die Abneigung meiner Eltern gegen die magische Welt nicht teilen. Ich fand Magie toll. Ein statisches Knistern ließ mich herumfahren, als Dädalus zu uns stieß, in der Hand ein altmodisches Radio. Er murmelte vor sich hin und juchzte leise auf, als eine Stimme aus dem Radio ertönte. “Willkommen zu einer neuen Berichterstattung auf PotterWatch…” Ich keuchte auf. Das durfte doch nicht wahr sein. “Wie wir soeben erfahren haben wurde Mad Ey Moody, bekannter Auror im Ruhestand und ehemaliger Professor in Verteidigung gegen die dunklen Künste an der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei, im Gefecht mit “Du-weißt-schon-wem” getötet. Eine Schweigeminute für unseren Helden!” Es wurde still, dann ein leises Räuspern. “Wie wir weiter wissen starb Mad Eye im Dienste seiner Ausübung, Harry Potter zu beschützen. Harry, egal wo du jetzt bist! Wir denken an dich und werden dich mit allen Mitteln unterstützen.”
Die abendliche Berichterstattung von PotterWatch, die wir uns im Garten anhörten, wurde zu einer liebgewonnenen Routine zwischen Dädalus, Hestia und mir.
Wie zu erwarten war diese Zusammenkunft besonders meinem Vater ein Dorn im Auge. “Dudders, warum setzt du dich nicht ein wenig zu uns?” schlug mir meine Mum nach dem Abendessen, Hestia hatte einen schmackhaften Bohneneintopf gezaubert, zaghaft vor. “Ich sah Hestia und Dädalus schon auf der Bank sitzen und seufzte: “Sobald ich die Sendung auf PotterWatch…” weiter kam ich gar nicht. “POTTER…WAS?” brüllte mein Dad und lief besorgniserregend rot an. Seine Hängebacken erzitterten und seine Halsschlagader pochte heftig. “Du ziehst die Gesellschaft dieser Sippschaft uns vor?” polterte er laut und der Blick meiner Mutter huschte zu den beiden Zauberern die über das Radio gebäugt auf der Gartenbank saßen. “Dad! Genau so ist es. Es sind gute Leute! Sie helfen uns, dass wir nicht sterben. Ja, ich weiß, sie machen das hauptsächlich für Harry, damit er sich nicht um uns sorgen muss! Und weißt du was? Ich verstehe das sogar. Wir haben Harry in all den Jahren nicht sehr gut behandelt! Sieh doch! In der Zeit, in der wir jetzt hier sind, bist du nur am Nörgeln und am Zetern!” Mein Unglauben über die Art wie meine Eltern sich benahmen wurde von meiner Wut auf sie verdrängt. “Wie kannst du es mit dieser Selbstgerechtigkeit von Dad nur aushalten?” wandte ich mich an meine Mutter. “Ich werde so viel mit Hestia und Dädalus sprechen und Zeit verbringen wie ich möchte! Ich bin alt genug, selbst zu entscheiden wer es gut mit mir meint und wer nicht!” Zornig drehte ich mich herum und stapfte hinaus ins Grüne. Ich wünschte mir, meine Eltern wären woanders untergebracht, wusste jedoch, dass dies nicht möglich war. Die Magier wurden an anderer Stelle dringender gebraucht. Ich ließ mich auf die Bank zwischen Dädalus und Hestia sinken und sah den Blick, den sich die beiden zuwarfen. Natürlich hatten sie jedes Wort von dem gehört, was wir in eindrucksvoller Lautstärke uns entgegenbrüllten. “Du bist ein guter Junge, Dudley!” Hestia legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte diese kurz. “Vergiss niemals, das du auch das Erbe von Lily Potter in dir trägst!” Mit diesen Worten standen die beiden auf und verschwanden leise. Ich starrte noch lange in das dichte Grün, dass immer mehr in der Dunkelheit verschwamm.

In den nächsten Tagen ging ich meinen Eltern aus dem Weg und vermied, mich mit ihnen unterhalten zu müssen. Ich ertrug ihre engstirnige und vorgefasste Meinung über die Magie und das Zaubern an sich nicht mehr. Ich mochte das Volk der Magier, den Zusammenhalt, ihre Sicht auf die Welt und ihre Art und fühlte mich wohl in ihrer Gesellschaft. Nichts an Hestia und Dädalus war gefährlich, besorgniserregend oder ekelig.
Die Wochen vergingen, die Meldungen über PotterWatch wurden immer düsterer und es wurde eindringlich vor sogenannten “Greifern” gewarnt. Hestia und Dädalus verschwanden häufig stundenlang und ich tigerte in dem nun von Wind- und Regenstürmen heimgesuchten Garten allein hin und her.

Am Abend, keiner der beiden Zauberer war bisher zurückgekehrt, saßen meine Eltern und ich am Esstisch. Schweigend. Wir hatten einander nichts mehr zu sagen.
Plötzlich gab es einen Tumult im Vorgarten und ich stürmte hinaus. Hestia, in Begleitung eines Mädchens in meinem Alter, stützte einen bewusstlosen Dädalus.
“Was ist passiert?” fragte ich, während ich Hestias Platz einnahm und den blutetenden Zauberer stützte. “Wir wurden von Greifern angegriffen. Er-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf ist sehr wütend, weil er euch nicht finden kann. Ihr wärt das perfekte Druckmittel, um Harry aus der Deckung zu locken!” schnaufte Hestia und fuhr sich mit einer zitternden Hand über das blasse Gesicht. “Selbst Hogwarts ist nicht mehr sicher und in der Hand der Todesser! Ich habe Megan aus der Schule genommen. Wir werden eh schon gejagt, weil wir mit dem Phönix-Orden in Verbindung gebracht werden, da wollte ich meine Tochter in Sicherheit wissen.”
Megan kümmerte sich währenddessen um Dädalus, den es an den Armen und am Bauch heftig erwischt hatte. “Ich kenne den Zauberspruch nicht, mit dem man solche Wunden zufügt!” Megan sah ihre Mutter verzweifelt an und hielt hilflos Dädalus Hand. “Ich erkenne Snapes Handschrift! Sectumsempra ist sein Markenzeichen!” Hestias Stimme klang sehr bitter. “Was können wir tun, wie können wir helfen?” hörte ich die zaghafte Stimme meiner Mutter. Ich hielt überrascht den Atem an und auch Hestia blickte kurz verwirrt auf. “Megan und ich werden versuchen die Wunden zu schließen, danach verbinden wir diese. Eine kräftige Suppe wäre nicht schlecht, damit Dädalus nochmal auf die Beine kommen kann!” erklärte die Zauberin meine Mutter. “Ich kümmere mich darum!” murmelte diese und verschwand in Richtung Küche. Mein Vater war nirgends zu sehen. Ich war mir sicher, dass er sich in das Schlafzimmer meiner Eltern zurückgezogen hatte. Ich stand nutzlos neben dem Sofa, auf das wir den kleinen Zauberer abgelegt hatten und bemerkte wie alt und dünn dieser plötzlich aussah. Wie alt konnten Magier eigentlich werden? Älter als wir Menschen? Ich setzte mich vorsichtig auf die Lehne des Möbelstücks und begann leise unzusammenhängende Worte zu Dädalus zu sprechen, während Meghan sich daran machte, die heftig blutenden Wunden zu verschließen. Sie murmelte leise immer wieder dieselbe Beschwörungsformel und strich mit ihrem Zauberstab sanft über jede Wunde, die sich nach und nach schlossen. Schließlich erschienen aus dem Nichts Mullbinden, die sich selbst entrollten und Dädalus Wunden verbanden. Ich starrte dem Mädchen bewundernd zu. “Ich möchte Heilerin im St. Mungo werden” erklärte Megan leise, als sie meinen Blick bemerkte. Ich bemerkte zu meinem Ärger wie meine Wangen sich erhitzten. Zum Glück kam Hestia in diesem Moment zurück ins Wohnzimmer, einen Teller mit dampfender Brühe in der Hand. Dädalus kam langsam zu Bewusstsein und schlug schließlich die Augen auf! “Hestia!” “Ich bin hier du verrückter Kerl!” Erleichtert setzte sie sich neben ihn, als er sich unter großer Anstrengung aufsetzte. “Was hast du dir nur dabei gedacht, dich zwischen Snape und Megan zu werfen!?” schimpfte sie leise und schob ihm einen Löffel der Suppe in den Mund. Hestias Tochter gab mir mit einem Nicken in Richtung Garten ein Zeichen das Haus zu verlassen und wir verschwanden in die nebelige Düsternis.

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