Alexas Gedanken zu…. “Corona-Infektion”

30.12.2021, der Tag an dem ich positiv auf Corona getestet wurde.

Seit der Nacht fühle ich mich schon nicht so gut. Ich merke wie meine Nebenhölen verstopfen und ein seltsamer Schmerz in die Stirnhölen zieht. Mir ist komisch, ich weiß, dass hier ist anders als sonst und gehe am Morgen zu einer Teststation und lasse mich testen, obwohl ich in dieser Woche schon zweimal negativ getestet worden bin. Kurz bevor ich zu Hause ankomme, vibriert mein Handy, die Ankunft meines Testergebnisses. Ich fahre an die Seite und obwohl ich es schon ahne, falle ich aus allen Wolken als ich das Kreuzchen bei “positiv” sehe. Wie ist das möglich? Ich bin doppelt geimpft, habe immer die Maske auf, halte Abstand, gehe nur einkaufen und halte die Hygieneregeln ein.

Ich schicke meinem Mann einen Screenshot von meinem Test und am liebsten würde ich in Tränen ausbrechen. Gleichzeitig bin ich richtig wütend.
Wir hatten Silvester so schön geplant. Da wir alle geimpft sind, wollten unsere Freunde kommen und das Jahr gemeinsam ausklingen lassen. Das fällt nun alles flach, ich muss in Quarantäne.
Als ich zu Hause ankomme, kommt mir unsere Tochter entgegen und fragt mich wo ich war. Jetzt ist guter Rat teuer. Ich beschließe ihr die Wahrheit zu sagen. Geschockt und vor Angst außer sich fängt sie schrecklich an zu Weinen, sie hat Angst ich könne Sterben. Ganz ehrlich? Die habe ich auch, aber das kann ich ja schlecht sagen. Ich beruhige sie so gut ich kann und höre gleichzeitig meinen Mann mit unseren Freunden sprechen und unsere kleine Silvesterparty absagen. Mir ist tatsächlich zum Heulen zumute. Doch dafür ist keine Zeit. Ich muss einen PCR Test machen, der das Ergebnis bestätigt, meiner Arbeit mitteilen, das ich erst mal 14 Tage in Quarantäne bin, unsere Kontaktpersonen benachrichtigen usw. usw. usw.
Ich denke, es kann nicht schlimmer kommen, dann kommt mein Mann aus dem oberen Stockwerk und eröffnet mir, dass auch er positiv ist (er hat einen Selbsttest durchgeführt.) Wunderbar! Natürlich testen wir nun auch unsere Tochter, sie ist zum Glück negativ.
Der PCR Test wird zum Martyrium. Die Vertretungspraxis unserer Hausärztin ist komplett überfordert, unorganisiert und die Ärztin schlichtweg so grob, dass meinem Mann das Blut nur so aus der Nase schießt, als sie mit ihm fertig ist.
Abends bestätigt sich dann das Ergebnis der Schnelltests. Als ob wir das nichts sowieso schon wüssten: Wir haben Symptome, unser ganzer Körper schmerzt, der Kopf tut weh, der Puls rast, wir schwitzen, als hätten wir einen Marathon in der Wüste absolviert, es ist schlichtweg grauenhaft. Wir schlucken Ibuprofen, Sinupret, inhalieren mit Minzöl, ich trinke so viel Wasser wie nur möglich und ruhe mich aus. Sich um unsere Tochter zu kümmern ist an diesem ersten Tag kaum möglich. Der Körper streikt und ich kann nichts, aber gar nichts dagegen tun! Es ist ein Alptraum.
Gerade dann, wenn man sowieso am Ende ist, kommen Kindern bekanntermaßen die seltsamsten Ideen. Unsere Tochter ist der Meinung sie müsse unbedingt und ganz dringend den Weihnachtsstern auf dem Regal über dem Fernseher gießen. Das sie sich nicht den Hals gebrochen hat dabei ist ein Wunder. Allerdings gießt sie zu großzügig und das komplette Wasser läuft in einem Sturzbach auf den darunter hängenden Fernseher, schön ins Gehäuse und tripst von dort in die Mehrfachsteckdosen. Es zischt und rauscht, sie bekommt Angst und ruft mich panisch. Ich wanke aus dem Bett, sehe die Bescherung  und schalte erst mal den Strom ab. Bei mir brechen alle Dämme, ich rufe lauthals nach meinem Mann, der ins Zimmer stürzt und sieht erst mal Fassungslos die Bescherung. Ich schimpfe wie ein Rohrspatz mit unserem Kind, so gut das eben in meiner Verfassung geht. Was für ein Desaster. Mein Mann legt erst mal alle Geräte und Steckdosen trocken. Nicht auszudenken wenn das TV nicht geht und das an TAG EINS in der Quarantäne! Zum Glück funktioniert die Technik noch, immerhin etwas! Erschöpft schleppe ich mich zurück ins Bett.

Tag 2 ist gleichzeitig Silvester. Mit Medikamenten und Ingwer-Orangen-Shots überstehen wir irgendwie den Tag. Ich bin unsagbar traurig und muss tatsächlich weinen. Besonders als einer der Freunde, die eigentlich mit uns ins Jahr 2022 starten sollten uns ein “Care-Paket” vor die Tür stellt.
Keine halbe Stunde später kommt ein Arbeitskollege meines Mannes vorbei und erneut findet ein kleines Paket mit gemischtem Allerlei und lieben Genesungswünschen zu uns.
Die Hilfsbereitschaft von so vielen ist überwältigend und es tut gut zu wissen, das wir nicht allein sind. Wir wissen das wir Menschen um uns herum haben, die für uns einkaufen gehen können (oder den Einkauf im Markt abholen) usw. Vor allem wurde diese Hilfsbereitschaft teilweise von Menschen ausgesprochen, von denen wir das niemals erwartet hätten. Gleichzeitig jedoch wurden wir auch von einigen Menschen enttäuscht, wo wir dachten, dass sie mit uns durch alle Stürme des Lebens segeln würden. In solchen Situationen merkt man tatsächlich sehr sehr deutlich, wer an deiner Seite steht wenn es drauf ankommt und wer nur oberflächlich ist und nur die positiven Dinge in deinem Leben mit dir teilen möchte.
Das schöne an alledem ist, wir mussten nicht mal fragen, die Angebote wurden freiwillig und ohne zu Zögern ausgesprochen und es tut so gut zu wissen, wir sind nicht allein, auch wenn wir zu Hause isoliert sind.

Tag 3: Heute ist ein ganz ganz schlechter Tag. Meine Psyche ist total am Boden. Die Sonne scheint, das Wetter ist unglaublich mild. An unserem Haus laufen Gruppen von Leuten und Familien vorbei, genießen den Neujahrsspaziergang im Sonnenschein und wir? Wir sitzen drin oder gehen ein paar Runden im Hof auf und ab. Ich fühle mich gefangen, könnte nur heulen und ertrage die Situation kaum noch. Ich war schon einmal zwei Wochen mit unserer Tochter in Quarantäne, da eine Erzieherin aus der KiTa positiv getestet worden war, es war die Hölle auf Erden und jetzt muss ich das wieder durchmachen?
Es ist so ungerecht! Wir sind seit zwei Jahren nicht in Urlaub gefahren, halten uns an die Regeln, haben die Impfungen, die für mich nicht leicht wegzustecken waren, machen alles so wie es ist und wir bekommen diesen “Dreck”. Andere sind in Urlaub gefahren, haben über die Regeln nur gelacht und sie heimlich immer und immer wieder gebrochen und haben NICHTS. Wo ist da die Gerechtigkeit? Die Gedanken überschlagen sich, ich bin mental total am Boden und will kein Corona haben!
Meine Lunge brennt wie die Hölle, als hätte ich bei Minus 50 Grad einen Sprint hingelegt und ich habe Angst. Natürlich lese ich viel im Internet über die Verläufe und finde heraus, dass mein Mann und ich als “milden Verlauf” eingestuft würden, wie beruhigend. Es fühlt sich leider so gar nicht nach einem milden Verlauf an. Die Treppe ins Obergeschoss ist meine persönliche Hölle. Oben angekommen bin ich so fertig, wie ich noch nicht mal nach einem harten Trainingstag jemals war. Pure Erschöpfung. Ich bin einfach nur froh, als ich mich ins Bett legen darf, zumindest hat das Brennen in der Lunge nachgelassen.

Tag 4, der zweite Tag des neuen Jahres. Ich fühle mich heute Besser. Mein Geschmackssinn scheint in Ansätzen wieder zurück zu kommen. Der Geruchssinn ist noch immer vollkommen weg. Das brennen der Lunge ist nur noch in Ansätzen vorhanden. Das Krankheitsgefühl lässt langsam endlich nach, nur die Nase, die ist immer noch komplett zu, ohne Nasenspray geht leider so gar nichts. Ich kann endlich ein paar Dinge am Notebook erledigen, die nicht mehr aufschiebbar sind. Die Treppe nach oben ist noch immer mein persönliches Waterloo, aber ich hoffe das geht vorbei.

Ich bin mir absolut sicher, ohne die Impfungen wäre mein Verlauf sehr viel ernster und aggressiver und ich wäre mit Sicherheit im Krankenhaus gelandet, eine Horrorvorstellung! Corona ist kein Scherz, keine Erfindung, es ist tatsächlich real. Für mich ein Alptraum, denn die Kraftlosigkeit, die Erschöpfung, die Hilflosigkeit die damit über einen hereinbricht, ist für mich am schwersten zu ertragen. Deinem Kind sagen zu müssen, es darf sich nicht an dich kuscheln, dich nicht küssen, weitestgehend von dir fernbleiben ist das grausamste was es gibt und es ist kaum durchführbar.

Jeder, der Corona leugnet und versucht anderen die eigene Meinung aufzudrücken, sollte froh sein, wenn er nie daran erkrankt und hat keine Ahnung von alldem.
Corona ist erschreckend Real und die Infektion steckt man nicht so leicht weg, besonders dann, wenn man Symptome hat.

Es ist jedem seine eigene Entscheidung, aber ich kann wirklich jedem nur raten sich impfen zu lassen, gerade jetzt wo ich weiß wie Corona sich anfühlt und was es mit der macht. Die Impfung schützt vielleicht nicht vor Ansteckung (wobei wir kurz vor unserem Booster-Termin standen, uns hat es genau 6 Monate nach der zweiten Impfung erwischt), aber die Impfung sorgt definitiv für einen milderen Verlauf.

Ich werde weiter berichten.

In diesem Sinne

Eure Alexa

 

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2 Antworten zu Alexas Gedanken zu…. “Corona-Infektion”

  1. sommerlese sagt:

    Hallo Alexa,

    deinen Bericht habe ich sehr interessiert gelesen. Vielen Dank für die offenen Worte und deine Gedanken. Das sollten sich alle Impfgegner mal durchlesen. Ich bin froh, dass ihr keinen schweren Verlauf hattet und bin auch froh, früh genug den Booster bekommen zu haben.
    Liebe Grüße
    Barbara

    • Alexa Bastone sagt:

      Huhu Barbara,

      gerne. Ich denke Aufklärung erreichst du nur durch Erfahrungsberichte. Ob das allerdings die Impfgegner lesen, keine Ahnung. Ich bin auch froh, dass wir keinen schweren Verlauf hatten, wobei ich sagen muss, das wir dass nur wegen der Impfung nicht hatten. Ich glaube mein Mann und ich wären sonst auf der Intensivstation gelandet.

      LG Alexa

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