Alexas Gedanken zu… “Lohnsteuerklassen”

Die Regierung verankerte in ihrem Koalitionsvertrag die Abschaffung der Steuerklassen 3 und 5 und setzt diesen Punkt jetzt um. Versprochen wird von unserem Finanzminisiter: “Keiner wird weniger Netto herausbekommen!” Mir stellt sich damit die Frage: “Warum dann überhaupt die Steuerklassen abschaffen und gerade jungen Familien den Vorteil während der Elternzeit nehmen, mehr Geld zur Verfügung zu haben.

Herr Lindner rechtfertigt die Abschaffung der beiden Steuerklassen sinngemäß damit, dass Frauen durch die weniger attraktive Steuerklasse nicht in die Vollzeitstelle eintreten, weil es sich wegen der Mehrabzüge nicht lohne.

Dieser Äußerung widerspreche ich vehement und mit aller Überzeugung die ich habe: 
Lieber Herr Lindner, es ist nicht die unvorteilhafte Steuerklasse, warum wir Frauen uns nicht in die Vollzeittätigkeit (zurück-) begeben, sondern schlicht und ergreifend die Tatsache, dass Frauen heute oftmals erheblich weniger verdienen als die Männer und deshalb auch diejenigen sind, die häufiger ihre Arbeitszeit reduzieren, um für ihr Kind da sein zu können!

Der Hauptgrund liegt somit bei der noch immer ungleichen Bezahlung in vielen Bereichen! Es sind auch die fehlenden Karrierechancen, die Müttern nicht mehr eingeräumt werden, wenn sie zurück in den Beruf möchten. Wie oft bekommt man als Frau bei Vorstellungsgesprächen Absagen, weil man Mutter eines Kleinkindes ist. Man fällt zu oft aus, weil das Kind krank ist, man muss pünktlich Feierabend machen, zwecks Kindbetreuung, um mal nur zwei Gründe zu nennen, warum es als Frau so schwer ist überhaupt zurück ins Arbeitsleben zu finden!

Ein absolutes Unding für mich: Es gibt gerade im Einzelhandel die Order, dass auch Eltern mit Kindern die Spätschichten machen MÜSSEN, weil es ja nicht sein kann, dass die Angestellten ohne Kinder diese immer absolvieren sollen. Dass die Mitarbeiter mit Kindern dann jedoch anbieten die Spätschichten am Wochenende und Freitags zu übernehmen, das wird nicht berücksichtigt. Gleichstellung ja, unbedingt, aber nicht so.

Wir Eltern sind nun mal nicht alleinstehend. Wir haben ein Kind auf das es zu achten gilt, dessen Bedürfnisse mindestens 18 Jahre lang für uns an erster Stelle stehen. Wir sind nun mal anders zu behandeln, da wir andere Ansprüche haben was Arbeitszeitmodelle angeht.

Das Arbeiten von zu Hause erleichtert uns Müttern und Vätern das Leben ungemein. Leider gibt es, vor allem hier in dem Bundesland in dem ich lebe, im Vergleich zu den anderen, sehr wenige Betriebe/Behörden/Unternehmen, die dieses Arbeitsmodell umsetzen. Zu Altmodisch sind die Ansichten diesbezüglich, zu groß ist der Kontrollzwang der Vorgesetzten über ihre Mitarbeiter. Die Arbeit wird auch im mobilen arbeiten erledigt, nur sehr viel effizienter und nicht immer 9 to 5 sondern so, wie es in den Alltag (mit Kind) passt. Wir haben 16 Wochen Ferien abzudecken, allerdings “nur” 30 Urlaubstage zur Verfügung. Klar, es gibt Ferienbetreuung (wenn man Glück hat) usw. Aber warum benötigt dann ein Kind Ferien, wenn es sowieso in die Betreuung gehen muss? Der Sinn erschließt sich mir an dieser Stelle nicht.
Nicht zu vergessen die Arbeitsbereiche wo ein Arbeiten von zu Hause einfach nicht möglich ist. Warum setzt man hier nicht auf maximale Flexibilität? Warum dürfen Arbeitgeber das von uns Arbeitnehmern verlangen, aber wir nicht von ihnen? Diese Straße könnte in beide Richtungen führen und maximale Zufriedenheit garantieren!

Das ganze System, wie es in Deutschland herrscht, krankt schon seit einiger Zeit, weil sich die Anforderungen und Bedürfnisse an uns Eltern in den letzten Jahrzehnten stark geändert haben. Auch das Leben hat sich verändert und trotzdem wird an den alten Strukturen festgehalten.

Wir Mütter finden das nicht toll, dass wir uns noch immer zwischen Job (/Karriere) und Kind entscheiden müssen. Und das hat nichts mit der Steuerklasse zu tun, was ich hier ganz klar betonen möchte.

Es liegt vornehmlich an den Strukturen und in den Unternehmen an den Personalern, die das Potential von uns Eltern (hier: Müttern) nicht erkennen. Wir sind extrem belastbar, WEIL wir ein Kind haben. Es ist kein Spaziergang wenn du keine 3 Stunden am Stück schläfst, über Monate (evtl. Jahre) und dann das Leben noch auf die Reihe kriegst. Wir bekommen das hin. Wir behalten im größten Chaos den Überblick und sind der ruhende Pol, weil unser Kind/unsere Kinder uns Geduld lehren.
Doch unser Können wird nicht gesehen. Es wird nur gesehen, dass wir keine Überstunden machen können, dass wir öfter Krank sind, zwecks Kinderbetreuung wegen Krankheit des Kindes (wobei hier mobiles arbeiten extrem helfen kann) usw.

Was passiert also? Wir Eltern werden aufs Abstellgleis gestellt und schön klein gehalten, eben weil wir Kinder haben.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fehlt.DAS ist das Problem Herr Lindner und nicht die fehlende Bereitschaft wegen einer unvorteilhaften Steuerklasse nicht ins Vollzeitberufsleben zu wollen.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist das Problem und nicht die Steuerklasse 3 und 5!

In diesem Sinne

Eure Alexa

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