Als wir im Jahr 2011 unsere Amy mit knapp 11 Wochen zu uns nahmen, machten wir uns keine Gedanken darüber, dass unser Terriermix mal eine Hundeomi sein würde. Darüber denkt man selten als Hundebesitzer nach, bis dieser eine Moment plötzlich da ist und du merkst, dass eure gemeinsame Zeit begrenzt ist.
Bei mir war dieser Moment im Januar 2020, als es Amy sehr schlecht ging und festgestellt wurde, dass sie an einer Niereninsuffizienz leidet. Ich war im Tal der Tränen, hatte fürchterliche Angst meinen Seelenhund zu verlieren und konnte nicht glauben wie schnell die Zeit vergangen ist. Zu diesem Zeitpunkt war Amy 8 1/2 Jahre alt.
In dieser Zeit wurde mir bewusst, dass wir keine junge Hündin mehr an unserer Seite hatten, sondern einen Seniorhund. Liebevoll nenne ich sie oft “Hunde-Omi”. Ich liebe Amy, von ganzem Herzen und auch wenn viele das nicht verstehen werden, sie ist ein Teil von mir, ein Teil meines Lebens.
Diese Zeit, im Jahr 2020 war für mich die bis dahin schlimmste. Ich schlief wochenlang auf der Couch, weil ich bis zu 8 mal in der Nacht Amy rauslassen musste. Ich bestellte Spezialfutter, wachte mit Argusaugen über mein “Schlappohr” und wollte mich nicht damit abfinden, dass sie mich/uns verlässt.
Sie schaffte es und nahm wie gewohnt ihren Platz in unserer Familie ein. Doch auch wenn ihr “Sonnenscheingemüt” und Amys quirlige Art nach wie vor vorherrscht, so hat sich doch sehr vieles im Zusammenleben mit Amy geändert. Und jetzt, seit unser Bello da ist, merken wir es noch viel stärker als zuvor.
Nach wie vor ist Amy eine Frühaufsteherin (Bello fängt den Tag eher gemütlich an, er ist ja generell eher ein ruhiger “Bär). Sie liebt es erst mal eine Runde zu kuscheln und dann geht es direkt mit einem schnellen Schwanzwedeln mit allen vieren in den Tag hinein.
Was sich jedoch geändert hat, ist ihre Vehemenz bei den Mahlzeiten. Wir haben sie daran gewöhnt keine festen Futterzeiten zu haben, doch mittlerweile fordert Amy immer zur selben Zeit ihre Mahlzeit ein und das mit sehr viel Nachdruck wenn es ihr nicht schnell genug geht.
Eine Erscheinung bei älteren Hunden, die ich selbst als sehr gewöhnungsbedürftig empfinde, sind sog. Lipome. Die kleinen oder größeren Knubbel sind Fettgeschwulste, die sich unter der Haut hin und her schieben lassen. Unsere Amy hat mittlerweile vier Stück und ich habe einen untersuchen lassen, weil ich Angst hatte, er hätte sich angedockt. Zum Glück ist das nicht der Fall. Dennoch ist es erst mal ein Schreck so eine Erhebung zu fühlen und zu spüren. Wenn man möchte, kann man sie operativ entfernen lassen. Ich persönlich habe mich dagegen entschieden. Zu groß sitzt bei mir die Angst, dass Amy die Narkose nicht überlebt. Das würde ich mir nie verzeihen.
Durch ihre Niereninsuffizienz verträgt Amy nur noch ihr Spezialfutter. Karotten, Äpfel, Eigelb, alles was wir ihr früher als Leckerli gegeben haben bringt alles durcheinander. Sie wird hypernervös, bekommt Verstopfung und es geht ihr nicht gut. Das bedeutet für uns konsequent zu bleiben, was bei einem solch süßen Hundegesicht gar nicht so einfach ist. Besonders wenn sie angerannt kommt, sobald wir den Karottenschäler aus der Schublade holen oder den Apfel schneiden.
Ist ihr zu viel Trubel zieht sie sich zurück. Das ist eines der Punkte, die mit am gravierensten zeigen, dass unsere Amy alt geworden ist. “Früher” war sie nämlich immer und überall mit ihrer Nase dabei. Seit geraumer Zeit, auch schon bevor wir Bello bekamen, verzieht sie sich dann ins Obergeschoss und kommt erst runter, wenn es wieder ruhiger ist.
Auch bei den Spaziergängen merken wir, dass Amy kein “junger Hüpfer mehr ist. Unsere Hundeomi möchte keine längeren Spaziergänge mehr laufen. Maximal 3 km sind okay, alles was darüber ist, möchte sie nicht mehr. Am liebsten läuft sie frei, da Amy wildsicher ist (sie interessiert sich nicht für Rehe oder Wildschweine) und auf den Wegen bleibt, ist das kein Problem ihr das zu ermöglichen. Früher rannte sie über Stock und Stein, kletterte Böschungen hoch und wieder herunter, fetzte hin und her und die Spaziergänge konnten nie lange genug sein.
Gerade hierbei haben wir durch Bello, der sehr gerne und lange läuft und schnuppelt, oftmals die Schwierigkeit einen Kompromiss zu finden. Wenn mein Mann zu Hause ist, gehen wir mit unserer Tochter einen Teil des Weges zusammen und kehren irgendwann um, während ich weiterlaufe. Wenn ich alleine bin, gehe ich Wege von denen ich weiß, dass Amy sie schafft und Bello trotzdem ausgelastet ist.
Es ist ein schmaler Grad auf dem wir wandeln, denn Amy ist zwar eine Omi, aber spielt dennoch noch sehr gerne und “vergisst” manches Mal, dass sie nicht mehr 2 Jahre alt ist. Dann rennt sie durch den Garten und die Ohren flattern im Wind. Ihre Lebenslust ist so wunderbar und ihr gutmütiges Wesen ist Balsam für die Seele.
Amy selbst hat weniger Probleme mit dem Älterwerden, ich dafür umso mehr. Ich weiß, unsere Zeit, die wir zusammen verbringen, ist endlich. Das zu akzeptieren ist sehr, sehr schwer. Allein wenn ich daran denke, dass Amy irgendwann nicht mehr Nachts neben mir liegen wird, bricht mein Herz. Einige werden jetzt denken “Aber da ist ja noch Bello!” Das ist richtig, doch Bello ist nun mal nicht Amy und wird sie niemals ersetzen können. Ich liebe beide Hunde so wie sie sind und auch Bello rührt etwas tief in meiner Seele an, aber Amy wird immer mein Seelenhund bleiben und ich weiß, wenn der Tag kommt, wird ein Stück von mir mit ihr über die Regenbogenbrücke gehen.
Doch auch mit diesem Wissen, habe ich mich dazu entschieden, Amy keine größeren Operationen mehr zuzumuten. Egal was anstünde, ich werde sie in Ruhe und Würde altern lassen, ohne die Strapazen von OPs und Genesung. Sie hat bei uns ein wundervolles Leben und sobald ich merke, dass Amy ihre Lebensfreude und Lebensqualität verliert, werde ich den letzten Weg mit ihr gehen, der hoffentlich noch in weiter Zukunft liegt.
Mit einem Zitat aus dem Film “Marley und ich” möchte ich diesen Beitrag schließen. Es sind nicht nur die Worte, die genau das beschreiben, was das Zusammenleben mit einem Hund so besonders macht, sondern die Tatsache, dass ich diesem Film verdanke, dass Amy bei uns ein zu Hause fand:
“Ein Hund hat keine Verwendung für schicke Autos, große Häuser oder Designerklamotten. Ein klatschnasser Stock reicht ihm völlig. Einen Hund interessiert es nicht, ob du reich bist, oder arm, clever oder dumm, pfiffig oder doof. Wenn du ihm dein Herz schenkst, schenkt er dir seins. Von wie vielen Menschen kann man das behaupten? Wie viele Menschen können einem das Gefühl geben, selten, echt und besonders zu sein? Wie viele Menschen können einem das Gefühl geben außergewöhnlich zu sein?”
Eure Alexa
Huhu Kathrin, ja, die Auswahl ist nicht einfach. Wir haben zwar noch etwas Zeit, aber da in diesem Jahr die…