Alltag nach der Reha – Ein Erfahrungsbericht

Auf Regen folgt die Sonne

Mehr als vier Wochen bin ich wieder aus der Reha zu Hause und der anfängliche Rehaoptimismus ist dem gewohnten Alltag gewichen. Jetzt zeigt sich, was ist tatsächlich an Zielen, die ich aus der Reha mitgenommen habe, realisierbar und welche sind es nicht.

Als ich aus der Reha wieder in meiner gewohnten Umgebung, meinem zu Hause war, kam ich mir die ersten Tage völlig fremd vor. Es fühlte sich an, als würde ich das Leben einer anderen Person übernehmen. Gleichzeitig war alles so vertraut und fühlte sich nach Heimat an.
Ich fand es überaus erleichternd wieder vollkommen für mich selbst verantwortlich sein zu können. Etwas das mir in den letzten Tagen in der Klinik fehlte.
Am Anfang der Reha war das anders. Keine Verantwortung, sich keine Gedanken über das Essen usw. machen zu müssen war Balsam für meine überanstrengte Seele. Doch mit der Genesung kam auch der Wunsch nach Selbstbestimmung wieder.
Trotzdem habe ich die ersten zwei Wochen die Struktur des Tages weitestgehend vom Klinikalltag übernommen. Die Essenszeiten inklusive.
Ab Woche drei änderte sich dies. Vor allem die Zwischenmahlzeit (das Mittagessen) verschob sich nach hinten.

Viel spannender ist jedoch die Frage: Was habe ich in den Alltag integriert? Und was passiert wenn ich den Ablauf wegen unvorhergesehener Ereignisse anpassen muss?
Was ich auf jeden Fall weiter beibehalten habe ist die Bewegung. Ich laufe jeden Tag meine 10.000 Schritte, das klappt echt super. Mindestens 2 mal am Tag gehe ich mit den Hunden eine Runde spazieren. Das Wetter macht es mir momentan sehr schwer, doch ich passe die Regenpausen ab und laufe dann eben nur eine kurze Runde mit den beiden.

Das Sportstudio klappte in den ersten Wochen sehr gut, durch die Organisation der Kommunion und den noch zu erledigenden Dingen dazu klappt das ins Sportstudio fahren gerade nicht so gut. Ich baue jedoch immer kurze Sporteinheiten zu Hause ein, ist natürlich nicht dasselbe, aber ich mache immerhin etwas und das ist es was zählt.
Ich habe die Hoffnung, dass das Wetter sich in den nächsten Tagen bessert und ich nach meinem Urlaub mit dem E-Bike zur Arbeit fahren kann, dann hätte ich nochmal mehr Bewegung im Alltag.

Die Entspannungszeiten baue ich immer wieder im Tag ein. Ich bemerke sehr gut, wenn ich eine Pause benötige. Ich höre nicht immer Entspannungsmusik dabei, sondern auch mal ein Hörspiel oder genieße das Gezwitscher der Vögel. Manchmal liege ich einfach nur neben den Hunden und lausche ihrem Atem, spüre das Fell unter meiner Hand. Das tut sehr gut. Meine beiden Fellnasen beruhigen mich immer.

Mein Ankerbild hilft mir sehr im Alltag gelassener zu bleiben. Nicht immer, aber doch oft. Sobald ich an die Karte denke, legt sich mein Groll und ich kann entspannter mit der Situation umgehen, in der ich gerade stecke.

Was mir ebenfalls sehr hilft sind die Übungen für die Lösung von Verspannung und die Lockerung der Fazien. Das mache ich sehr oft und wann immer es nötig ist.

Generell ist es gerade die Achtsamkeit, die ich in den Alltag sehr gut integriere. Klar gibt es Momente die stressig sind, aber das gehört nun mal dazu. Gerade dann achte ich darauf Ruhezeiten wahr zu nehmen, was mir überraschenderweise gut gelingt. Ich versuche Aufgaben abzugeben, zu deligieren oder um Hilfe zu bitten. Letzteres fällt mir sehr schwer, doch es erleichtert das Leben ungemein nicht immer alles selbst erledigen zu “müssen”.

Auch das Wochenende von Hausarbeit frei zu halten gelingt mir sehr gut. Ich erledige alles unter der Woche, so dass ich das Wochenende für Dinge frei habe, die mir gut tun und ich entspannen kann. Gerade das Haus ist für mich ein ganz wichtigter Ort der ordentlich sein muss, damit ich mich wohlfühle.

Zum Yoga bin ich nun ab Mitte April auch angemeldet, darauf freue ich mich sehr! Yoga fehlt mir mehr als ich dachte, das muss ich wirklich zugeben.

Das kontrollierte Essen funktioniert auch über weite Strecken. Natürlich gibt es Ausnahmen, wie Geburtstage oder jetzt Ostern. Ich verzichte auf nichts, achte nur was ich wann esse und wie viel. Das Gewicht hat sich gerade so eingependelt, doch ich bin zuversichtlich, dass ich weiter Gewicht reduzieren werde.

Was so gar nicht klappt sind die Saunabesuche im Sportstudio. Leider. Es ist einfach zu wenig Zeit unter der Woche um einen Saunagang nach dem Sport dran zu hängen. Vielleicht ändert sich das noch die nächsten Monate, mal sehen.

Das Körbe flechten ist noch in Planung. Teilweise habe ich schon die Werkezuge dazu, jedoch noch nicht alle Utensilien die ich benötige. Hier warte ich aktuell noch auf verschiedene Bestellungen. Dafür habe ich noch etwas anderes in dem Bereich Werken für mich entdeckt. Es ist Wahnsinn was man mit Transferlack alles anstellen kann. Es bereitet mir große Freude mich darin auszuprobieren und versuche sehr viel in diesem Bereich und freue mich immer über das Ergebnis.

Was ebenfalls etwas schwierig umzusetzen ist, weil ich da nicht so hintendran bin, ist der “Termin mit mir selbst!” Daran werde ich noch arbeiten, denn das ist mir sehr Wichtig diesen Termin regelmäßig haben zu können.

Alles in allem bin ich gerade sehr zufrieden mit meinem Leben, denn ich schaue endlich wieder Positiv nach vorne und sehe nicht mehr alles so düster. Natürlich gibt und gab es Tage, da war nicht alles gut. Ich nehme diese Tage an und wende die Techniken an, die mir helfen. Zum Beispiel in jedem Fall spazieren gehen, ich liebe es an der frischen Luft zu sein. Oder auch mal einen kurzen Break machen, mich aus der Sitation nehmen und zurückzuziehen, Entspannen und im wahrsten Sinne durchatmen. Atmen hilft so gut, bei allem! Das wird sehr unterschätzt meiner Meinung nach.

Es ist ein Prozess, den ich durchlaufe. Arbeit an einem selbst ist immer am schwersten, doch ich schaffe das, da bin ich mir sicher.

Eure Alexa

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