Reha Tagebuch – Tag 1 Die Reise beginnt

Reha, Tag 1, diesen Tag eröffne ich mit dem schönen Zitat von Walt Whitman ” Seien Sie neugierig, nicht wertend”. Meine liebe Zimmerkollegin hat mir für meinen Aufenthalt in der Reha eine kleine “Literatur-Apotheke” mit auf den Weg gegeben, so dass ich diese für die nächsten 35 Tage als meinen Kalender benutzen werde.

Der erste Tag und ich bin müde, ich bin emotional total ausgelaugt, ich will nur noch in meinen Pyjama und mich mit meinem “Schnuff-Kissen” ins Bett legen und gar nichts mehr machen.

Statt dessen gehe ich gleich zum Abendessen und noch zu einem Vortrag. Danach habe ich mit meiner Tochter eine telefonische Verabredung. Darauf freue ich mich sehr und sogleich fürchte ich auch das Telefonat. Ich vermisse meine Tochter, meinen Mann, mein zu Hause, meine beiden Hunde so so sehr, dass es körperlich weh tut. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass so etwas möglich ist, aber ja: Es ist möglich.

Unsere Tochter leidet, sehr. Gestern Abend und heute in der Früh (sehr früh, damit meine ich 3:30 h) war einfach nur furchtbar. Ich stieg ins Auto, stellte das Navigationsgerät ein und fuhr weg, musste aber ein paar Meter weiter anhalten, die Tränen verschleierten mir die Sicht.
Ich richtete mich für die lange Fahrt von 400 km in den Allgäu ein, hantierte nochmals mit dem Navi und fuhr los. Die Fahrt an sich fand ich nicht so schlimm, einzig die Tatsache, dass mein Routenplaner an einer Ausfahrt hing und mir erst 5 km weiter den Hinweis gab ich solle abfahren, was natürlich falsch war, ließen mich kurzzeitig hysterisch werden. Ich dachte beinahe 25 km ich wäre auf einer Mautstrecke unterwegs, was sich jedoch nicht bewahrheitete. Zum Glück.
Was sich jedoch als Goldrichtig erwies, war meine Entscheidung so früh loszufahren. Dadurch hatte ich in jedem Fall genug Puffer, falls ich mich verfahren sollte (bei mir nicht abwegig – ich verfahre mich auch mit Navi) oder ich mich in einem Stau befinden sollte. Nichts dergleichen passierte und ich kam echt gut durch die Nacht und den frühen Morgen.

Wie das bei solch langen Autofahrten so ist, hat man sehr viel Zeit nachzudenken. Und das war nicht gut. Ich fragte mich ob unser Kind das alles verkraftet, ob ich nochmal umdrehen sollte, ich eine wahnsinnig schlechte Mutter bin, weil ich jetzt 5 Wochen weg bin. Die Gedanken kreisten bis zum Eingang der Klinik durch meinen Kopf. Und dann hatte ich kaum Zeit zum Denken. Check in, Parkkarte, Aufnahme, Zimmerbezug, nächster Termin, Essen, nächster Termin, nächster Termin… Bis jetzt. Ich habe gerade Luft mir alles von der Seele zu schreiben und meine Gedanken zu ordnen.

Die Klinik ist toll, mein Zimmer erinnert mich ein wenig an meine 1. Wohnung, klein aber alles da was man benötigt. Das Personal ist ausnahmslos freundlich, nett und zuvorkommend. Und sie lassen sich Zeit. Viel Zeit. Für mich total ungewohnt. Durch dieses ruhige und gelassene merke ich erst wie angespannt, verstresst und fertig ich bin. Es war höchste Zeit für diesen Schritt, auch wenn ich bis zuletzt dachte, dass ich es vielleicht doch nicht so sehr benötige. DOCH! Ich benötige genau das hier!
Ja, es ist alles total ungewohnt und fremd, es ist nicht mein zu Hause. Jedoch werde ich die nächsten 34 Tage nutzen, zu regenerien, Kraft zu tanken und zu schöpfen und dafür zu sorgen, dass meine Reserven nie wieder so tief sinken wie die letzten Jahre.

Ich weiß sehr gut, dass das alles ohne meinen Mann nie möglich wäre, was für ein Kraftakt dies alles für ihn bedeutet. Neben seinem neuen Job nun den Haushalt mit Kind und Hunden alleine zu bewerkstelligen. Ich bin froh und dankbar ihn hinter mir zu wissen, auch wenn ich genau weiß, was das für ihn bedeutet.

Mit müden Grüßen

Eure Alexa

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