Rehatagebuch Tag 18 – Meilenstein

Oscar Wilde:

Heute kennen die Menschen
den Preis von allem
und den Wert von nichts.

Was war das denn bitte für ein Tag heute? Tag 18 entpuppt sich als sturer und bockender Esel. Es sollte DER TAG meines riesen Meilensteins werden. Endlich die Trauer, das Bedauern, die Schuldgefühle wegen dem Tod meiner Mutter loswerden. Und was passierte? Der dafür vorgesehene Termin fand nicht statt. Warum weiß ich (noch) nicht. Im ersten Augenblick war ich wie vor dem Kopf geschlagen, enttäuscht und sehr traurig. Nur mit Mühe konnte ich meine Tränen zurückhalten. Ich weiß noch nicht mal warum sie überhaupt kamen.
Da der Termin fest in meinem Plan stand, habe ich die entsprechende Stelle informiert, da wir die Pläne am Ende abgeben müssen und dies zur Dokumentation gilt, ob ich alles wahrgenommen habe und somit alles getan habe, um rehabilitiert zu sein. Für den Terminausfall konnte ich ja nichts.

Ich absolvierte die restlichen Termine wie durch einen Nebel und während ich mein Brötchenkorb weiter fertig stellte kam mir eine Idee. Der Klinikseelsorger musste gar nicht dabei sein, wenn ich mich von der Trauer und allem anderen löse. Ich schaffe das auch allein! Und ich wusste auch schon wo und wie. Ich fuhr kurz in den DM hier im Ort und besorgte mir ein ewiges Licht für Gräber und ein Feuerzeug. Auf dem hier nahegelegenen Friedhof gibt es eine sehr schöne Ecke, mit einer Glocke (nicht “mein” Kraftort) und dort ging ich hin. Es war schon Abend, doch ich fürchtete mich nicht einmal, als ich über den Friedhof, der in vollkommener Dunkelheit lag spazierte. Mein Handylicht spendete mir genügend Licht und auch die leuchtenden Grablichter, der Geruch nach deren Wachs in der Luft ergab eine friedliche Atmosphäre.
Ich kam an meinem Zielort an und stellte das Grablicht auf und entdeckte einen aus Holz gefertigten Engel am Sockel des Gestänges, welches die Glocke hält. Ich wusste sofort, hier bin ich richtig.
Ich nahm endgültig und vollständig Abschied von allem, was zwischen mir und meiner Mutter war und nie hatte sein können und das hat sehr gut getan. Diesen Ballast werde ich nicht mehr mit nach Hause nehmen (müssen) und dafür bin ich sehr froh. Dieses Thema ist für mich nun abgeschlossen.
Auf diese Weise habe ich meinen Meilenstein heute doch noch erreicht.

Der Rückweg zum Auto war dann weniger entspannt, das muss ich wirklich zugeben. Ein wenig habe ich mich dann doch gegruselt, obwohl dieser Ort sehr sehr friedlich ist.
Im Augenblick bin ich noch sehr angespannt, über meinen Mut diesen Schritt getan zu haben, ich bin jedoch froh ihn gegangen zu sein. Jetzt habe ich aktiv losgelassen und kann weiter im Leben voran gehen. Darum geht es hier doch letztlich: Loslassen, aktzeptieren und heilen.

Ansonsten hatte ich heute bei meinem Lieblingsphysiotherapeut 2 Kurse. Einmal der Frühsport (der wirklich früh ist) und einmal in der Gruppengymnastik. Beide Male hat er mich/uns “geschunden” und auch wenn ich eine Hassliebe für diese Stunden entwickelt habe, fühle ich mich danach immer wunderbar. Ich bin tatsächlich schon am überlegen, wie ich das mit dem Frühsport bei uns zu Hause in meinen Alltag integrieren kann.

Dann habe ich mir heute noch einen eigenen Wäscheständer gekauft. Hier sind die Hauseigenen ständig im Einsatz, so dass ich mir jetzt selbst einen gekauft habe. So habe ich immer einen zur Verfügung und muss nicht schauen wie ich meine Wäsche trocknen kann. Wie ich den nach Hause transportiere muss ich mir noch überlegen, aber da fällt mir schon noch etwas ein.

In diesem Sinne

Eure Alexa

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